Hier
war immer alles in Ordnung trotz roter Haare und Wuschelkopf und trotz der
Begriffe, die man für ihn fand. Am Sonntag gab es Toast vom Vater mit Schinken
und Rührei. Am Montag war der Junge ins Leben integriert. Kein Montagsschwänzer.
Die einzige Droge war die Muskatblüte, weshalb ihm vom süddeutschen Fleischkäse
schlecht wurde. Sonst Selter auf Ex. Vor der Schule warteten die
eidotterblonden Pferde- und Tennismädchen nicht auf ihn. Nicole ging mit Manuel
und Esther mit dem Fahrradständer lieber als mit ihm. Im Urlaub wurde er nicht
braun. Vater schlug ihn nicht einmal. Er hatte für alles mehr oder weniger
Verständnis, dieser Mann. Schrecklich! Seine Schulkameraden hatten wenigstens
Bierfahnenväter und Sekretärinnenmütter, alleinerziehend und ungeschminkt mit
dem Hund aus dem Tierheim, Promenaden gemischt und mehr geliebt als sein Hasso,
weil reinrassig und korrekt erzogen. An die Polizei ausgeliehen.
Der
Junge aus den Walddörfern träumte vom WG Leben mit radikalen Tierschützern,
Veganern und Agnostikern. Seine Mutter hat früher immer diese
Frischkäsedreiecke gekauft mit Schinken drin. Die mochte er nicht, weil ihn die
Schinkenstücke farblich an seine Haare erinnerten. Er hatte Sehnsucht nach der
ersten Schimmelschicht auf dem liegen gebliebenen Abwasch, welche sich erst
nach mehrmaligen Aufweichen etwas löst.
Irgendwann
stand er mit einer Packung Buttermilch so lässig wie er konnte am
Fahrradständer. Es ging ihm gut, aber keiner beachtete ihn.
16.
November 2014
Fotos Duvenstedt 15.9.2014
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